Kohlenhydratreduzierte Ernährungsweisen wurden durch Dr. Robert Atkins bereits mit seinem Buch „Dr. Atkins Diet Revolution“ von 1972 bekannt und hatten spätestens um die Jahrtausendwende ihren Durchbruch. Im Jahr 2002 war Atkins auf der Liste der zehn einflussreichsten Menschen des Times Magazine. In Europa hat „Low Carb“ seit einigen Jahren eine Renaissance und nichtsdestotrotz, sind immer noch viele Ungeklärtheiten oder einfach Missverständnisse im Umlauf.
Was „Low Carb“ nicht ist:
Low Carb Diäten sind kein magisches Rezept um einfach grundsätzliche physiologische Grundgesetzmäßigkeiten des Körpers auszuschalten:
- Auch bei Low Carb gilt, wer mehr Energie zu sich führt als er Verbraucht, nimmt zu. (Lies dir hierzu meinen Artikel zu der Energiebilanz des Körpers durch.)
- Desweiteren steigt im Normalfall der Fettgehalt der Nahrung, wenn der Kohlenhydratanteil sinkt. Da der Brennwert von Fett deutlich höher ist (Fett: 9,3kcal/g; Kohlenhydrate: 4,1kcal/g) verkleinern sich dadurch oftmals auch die Portionen.
Außerdem können weitere Faktoren eine Low Carb Diät erschweren:
- Eure Ernährungsweise auf Low Carb umzustellen, ändert nichts an der Welt um euch herum. Sei es bei Werbung, Mitmenschen oder im Supermarkt: Ihr werdet ständig damit konfrontiert werden.
- Ihr werdet wahrscheinlich, wenn ihr euer Wunschgewicht erreicht habt einen etwas größeren Spielraum haben, aber an sich ist es eine dauerhafte Ernährungs- und Lebensumstellung.
Was „Low Carb“ ist:
Und obwohl Low Carb Diäten nicht die Wunderwaffe sind, als die sie oftmals vermarktet werden, können sie doch einiges für uns tun:
- Sie minimieren einen Anstieg des Insulinspiegels im Laufe des Tages und verhindern so, dass der Körper bei Energiespitzen, sofort das Signal: Fettaufbau ausgibt (lies dir hierzu meine Erklärung zu Insulin durch)
- Aus einem konstanteren Insulinspiegel ensteht auch ein geregelteres Hungergefühl und es werden Heisshungerattacken verhindert [Ich kann diesen Punkt nicht genug betonen: alle früheren Diäten (in dem Fall waren es wirklich Diäten im klassischen Sinne) scheiterten früher oder später an Hungerattacken. Das veränderte Hungergefühl, welches sich leider erst nach ein bis zwei Monaten einstellt, ist wirklich ein Gamechanger und ermöglicht es diese Ernährungsweise langfristig durchzuführen.]
- Fette und vor allem Proteine sättigen mehr als Kohlenhydrate und vereinfachen es so, sich wieder an kleinere Portionen zu gewöhnen.
- schnellere „Erfolge“ durch den Verlust von Wasser (durch den Abbau von Glykogen in den Muskeln).
- Es gibt keine essentiellen Kohlenhydrate (euer Körper kann die Kohlenhydrate, die z.B. euer Gehirn braucht, selber herstellen: Gluconeogenese)
- Zucker ist ein Suchtstoff und sich von diesem zu lösen, kann (wenn auch erst schwierig) auf Dauer nicht schlecht sein.
An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass der Begriff „kohlenhydratreduziert“ auf eine standardmäßige Ernährungsweise eines Erwachsenen des 20. und 21. Jahrhunderts in der westlichen Welt zu beziehen ist. Guckt man sich Ernährungsweisen von Indigenen Völkern, wie den Massai oder den Inuit an, oder vergleicht sie mit der von Säuglingen, wird einem schnell klar, dass die 50% Kohlenhydratanteil-Empfehlung der deutschen Gesellschaft für Ernährung zwar eine aber nicht die einzige Art beschreibt, wie Menschen langfristig gesund überleben können.
Alles geklärt? Dann kann es ja losgehen: Abnehmen (Teil 1)